Vorträge

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Fortbildungen KJP

Über Väter wurde erst relativ spät und dann vor allem als defizitäre Wesen geforscht. Bis dorthin wurden meist die Mütter nolens volens als präsentere Bezugspersonen
auch für die Probleme in der kindlichen Entwicklung verantwortlich gemacht. Erst in jüngerer Zeit wurden neben dieser Defizzitorientierung die Ressourcen, die sich aus Vaterbeziehungen (nicht nur für Jungen) ergeben können, in den Blick genommen.
Eine bemerkenswerte Leerstelle nimmt dabei der "negative Ödipuskomplex" ein, der bis heute weitgehend unterbelichtet blieb, obwohl Freud ihn ja einst als unverzichtbar für einen gelungenen Verlauf der ödipalen Phase bezeichnet hatte.
Darüber und über die darin enthaltenen Chancen - auch auf eine andere gesellschaftlich verbreitete Form von Männlichkeit und die damit verbundenen Gender-Diskurse - handelt dieser Vortrag.

In der Psychotherapie gibt es eine lange Tradition des Rückgriffs auf Mythen und andere klassische Narrative, um eine positive erlebte, vertrauensvolle Beziehung zu etablieren, Einsicht in unbewusste, pathogene Prozesse zu ermöglichen, positive Identifikation und Selbstwirksamkeitserwartung zu steigern und vieles mehr. Therapieschulenübergreifend kann durch die gemeinsame Analyse bekannter Geschichten und die daraus abgeleiteten individuellen Begriffe und Metaphern eine verbindende, eigene Sprache für den therapeutischen Prozess gefunden werden. Gerade in der Arbeit mit jungen Patienten und Patientinnen eignen sich moderne, niederschwellig zugängliche Narrative aus der Popkultur. Grundlagen und Methoden dieses psychotherapeutischen Ansatzes werden erläutert und anhand ausgewählter Fallbeispiele illustriert.

In der Revision der Mentalisierungstheorie ist in den letzten Jahren ein neuer Veränderungsmechanismus beschrieben worden, der sich auf die basale Offenheit, Neues zu lernen, bezieht. Kinder mit frühen aversiven Erfahrungen in nahen Beziehungen lernen ihre Bezugspersonen nicht als verlässliche Informationsquellen kennen und bleiben hyperwachsam und misstrauisch, was sie von wichtigen Lernerfahrungen mit anderen - auch Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten - isoliert. Im Vortrag wird die Idee hinter dem Begriff des Epistemischen Vertrauens verdeutlicht und in den psychotherapeutischen Veränderungsprozess übertragen. Erste Ergebnisse aus einer Studie an Mutter-Kind-Interaktionen sollen verdeutlichen, wie Bindung und epistemisches Vertrauen zusammenhängen.

Unter Idiolektik versteht man das individuelle Sprachmuster eines Sprechenden mit all seinen phonetischen, grammatischen und die Wortwahl betreffenden Vorlieben. Hinzu kommt die ganz individuelle Art der Körpersprache. Nimmt man alle diese Aspekte zusammen, kann von einer Eigensprache gesprochen werden, die durch Genetik und sämtliche Lebenserfahrungen geprägt wird. Wie der Fingerabdruck ist sie unverwechselbar. Idiolektik ist der methodische Umgang mit dieser Eigensprache. Dabei fragen wir einfach und zieloffen nach Schlüsselworten, die durch Resonanz beim sorgfältigen Zuhören erkannt werden können. In solchen Gesprächen entfaltet sich die Unverwechselbarkeit des einzelnen Menschen. Das tiefgreifende Wissen über sich selbst, welches im impliziten Wissen verwurzelt ist, wird gewürdigt. Die Klientinnen und Klienten kommen zu Wort, werden gehört und fühlen sich eher verstanden, wenn sie nicht durch fremde Sprachkonzepte der Therapeutinnen und Therapeuten gestört werden. An einem Sprachentwicklungsmodell über die Repräsentationsstufen vom Aktionalen über das Bildhafte zum Symbolischen wird die idiolektische Methodik erklärt. Idiolektik ist ein Zusatzverfahren, das den therapeutischen Dialog beleben und bereichern kann. Die Prinzipien sind vom Säuglingsalter – hier in Form der nonverbalen Eigensprache - bis zu Menschen in hohem Lebensalter anwendbar. An Fallvignetten wird das Vorgehen dargestellt.

Während die Darstellung von psychisch kranken Menschen und ihren Behandlerinnen und Behandlern in Filmen und Serien lange Zeit extrem negativ und dadurch stigmatisierend geprägt war, zeigen sich moderne Filme und Serien überwiegend erfreulich differenziert und um einen wohlwollenden Realismus bemüht, was im Sinne von Aufklärung und Entstigmatisierung zu begrüßen ist. Somit eignen sich moderne Filme oder Serien mitunter auch zum psychoedukativen Einsatz in Therapie und Weiterbildung. Diese Entwicklung soll anhand von Anschauungsbeispielen nachvollzogen und diskutiert werden.

Die gesellschaftliche Großwetterlage mit ihren multiplen Krisen beeinfkusst die seelische Gesundheit der Menschen. Ebenso die Anforderungen in der sich wandelnden Arbeitswelt und die Umbrüche und Verantwortungs-Diffusionen im privaten Raum. Wie gehen die Menschen mit diesen Herausforderungen um? Wie finden Sie Kraft und Zuversicht?

Der Vortrag zeigt anhand vieler anschaulicher, tiefenpsychologischer Forschungs-Ergebnisse die kunstvollen Strategien der Alltags-Bewältigung.

2002 eröffnete am Uniklinikum in Hamburg eine der ersten Trauma-Ambulanzen für Kinder und Jugendliche im deutschsprachigen Raum. Das innovative Behandlungsangebot für psychisch traumatisierte Kinder und Jugendliche deckte den Bedarf eines bisher kaum beachteten Versorgungsspektrums auf. Viele der akut Traumatisierten kamen nach zusätzlich andauernden, schwersten Belastungserfahrungen wie Vernachlässigung, emotionaler, tätlicher und sexueller Gewalt. Aus der immensen Nachfrage ergab sich, neben der Akutversorgung, der Bedarf nach einer trauma-fokussierten, bedarfsorientierten Langzeitbehandlung vieler Patientinnen und Patienten. So entstand die Idee für eine Behandlungseinheit, die neben sprachorientier ter Traumatherapie auch ein kreativsowie körpertherapeutisches Angebot vorhält für Erfahrungen, für die Worte nicht die geeignete Sprache darstellen: Ankerland. Nach Jahren der erfolglosen Verhandlung mit den Kostenträgern der Regelversorgung öffnete schließlich im April 2016 das Therapiezentrum seine Tore. Dies war möglich durch vielfältige finanzielle Unterstützung durch Spenden und Stiftungen. Tagesklinik-ähnlich, einen Tag pro Woche, kommen in dem rein Drittmittel-finanzierten Projekt nun seit 2016 junge Menschen zwischen zwei Jahren und jungem Erwachsenenalter sowie unbegleitete minderjährige Geflüchtete mit ihren Bezugspersonen zur Traumatherapie. Die bisherigen Jahre sind eine Erfolgsgeschichte. Durch das intensivtherapeutische Behandlungskonzept werden auch schwierigste Störungsbilder nachhaltig therapierbar, und viele Kinder und Jugendliche, auch die sog. "Systemsprenger", finden einen Weg ins gute Leben. Im Vortrag werden die Entwicklung der Ankerlandidee sowie das innovative Behandlungskonzept vorgestellt.

Welche Chancen und welche Risiken bieten sich für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sowie von Beziehungen in den digitalen Welten. Diese Fragen werden im Vortrag und der Diskussion thematisiert.
Für diesen Vortrag ist eine gesonderte Anmeldung erforderlich!
Kosten: 10 Euro

Wie schmeckt eigentlich "Kakerlakensuppe"? Heute schon einen "Geistesblitz" gehabt? Oder doch "Alles Tomate"? Kognitive Funktionen lassen sich bei Kindern ab 4 Jahren mit Gesellschaftsspielen spezifisch, vergnügsam, niederschwellig und praxisnah fördern. Gerade Kinder mit psychiatrischen Auffälligkeiten haben oft komorbide Schwierigkeiten in zentralen kognitiv-exekutiven Funktionen, beispielsweise der Impulskontrolle, dem Arbeitsgedächtnis oder der Flexibilität. Begünstigt kognitives Training womöglich sogar den Psychotherapieerfolg?
Aufgepasst, in diesem Vortrag erwarten Sie leckere Häppchen Theorie und viel spielerisches Futter für die grauen Zellen als Selbsterfahrung.

... und welche Rollen kommen dem Behandler zu? Anhand einiger Praxisbeispiele werde ich mit Ihnen die wechselvollen Verläufe einiger "schwieriger" Behandlungssysteme reflektieren. Bindungsorientierte systemische Behandlung heißt: gleichzeitig ein konstantes Beziehungsangebot unterbreiten, Veränderungsimpulse geben, und: sich immer wieder überraschen lassen - Präsenz zeigen, containen, halten, intervenieren, Laufen lassen loslassen...

"Du stirbst, damit du lebst" ist die zentrale Botschaft der ägyptischen Kultur, die bis in unsere heutige Zeit nichts von ihrer Faszination verloren hat. Über die wichtigsten Götter in ihrer häufig doppeldeutigen Identität soll ein Eindruck ihres Wissens von Tod und Leben vermittelt werden. Dies offenbart sich vor allem im Totengericht mit der Herzenswägung. Damit in Verbindung steht der Mythos von Osiris, Isis und Seth mit ihrem göttlichen Kind Horus. Die Überzeugung, dass Tod Ausdruck eines Wandlungsgeschehens ist, wird eng mit der Sonne verbunden. Die Abendsonne versinkt im Dunkel, das mit dem Unbewussten gleich zu setzen ist. In der berühmten zwölfstündigen Nachtmeerfahrt kämpft die Sonne mit der Apophis Schlange in zwölf dramatischen Situationen. Am Morgen steigt sie als Chepre wieder auf, glänzt als Re am Mittag, um am Abend wieder zu versinken. Dieser Prozess wird im berühmten Amduat im Grab des Thutmosis I vollständig dargestellt.

Ein Resümee der Tagung und Gelegenheit zur Rückmeldung, Abschlussdiskussion und Abschied!

"Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne." (Hermann Hesse)

Das Lindau-Programm vereint schulen- und generationsübergreifend eine hohe fachliche Kompetenz der Dozentinnen und Dozenten.


Veranstalter

KIKT Akademie e.V.
Antwerpener Str. 46
50672 Köln


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