Die Begleitung und Unterstützung junger Menschen in einer für sie so wichtigen und entwicklungsorientierten Lebensphase ist ein dankbarer und berührender Aspekt unserer Arbeit. Den Kontakt zu aktuellen Entwicklungen, technischen Herausforderungen und veränderten gesellschaftlichen Bedingungen zu halten und immer wieder eine eigene Position zu finden unter Wahrung der therapeutischen Grundprinzipien von Abstinenz und Akzeptanz, ist in unserer schnelllebigen Zeit eine besondere Herausforderung.
Getrennte, zerstrittene Eltern, Spenderkinder, die allgegenwärtige Präsenz der technischen Medien, der Druck in Schule und Ausbildung, die Einsamkeiten im Alltag, interkulturelle Dynamiken – einige der Themen, die uns zu neuen psychodynamischen Überlegungen und auch Interventionen herausfordern.
Vieles haben wir in dieser Woche der ersten KJP am Bodensee – Tagung gehört und ich versuche, noch einmal zusammenzubringen:
Dr. Ali Kemal Gün
Kulturspezifische Aspekte in der Gesundheitsversorgung von MigrantInnen – Herausforderungen, Risiken und Ressourcen
Prof. Dr. Evelyn Heinemann
Die psychosexuelle Entwicklung von Jungen und Mädchen in den mutterrechtlichen Kulturen Ozeaniens
Die kulturspezifischen Aspekte in der Gesundheitsversorgung von MigrantInnen wurden ergänzt und erweitert durch den Bericht über die psychosexuelle Entwicklung von Jungen und Mädchen in den mutterrechtlichen Kulturen Ozeaniens. In unserem Therapieraum erleben wir einen Mikrokosmos der Welt und die Neugier auf das Andere, uns Fremde darf niemals verloren gehen.
Prof. Dr. Christoph Klimmt
Digitales Zeitalter - "Always Online" als Lebensgefühl der jungen Generation
Prof. Dr. Michael B. Buchholz
"Da geht ganz schön was ab" – Konversationsanalyse einer kindertherapeutischen Sitzung
Dem Einblick in das ganz normale Jugendalter – nämlich always online – setzte ich die faszinierende Mikroanalyse der Konversation in einer kindertherapeutischen Sitzung. Sicherlich brauchen wir in einigen Jahren Konversationanalysen auf whats app und snapchat.
Dr. Manfred Vogt
Das Spiel zwischen Intuition und Ordnung: Jonglieren mit Perspektiven in der kreativen Kindertherapie
Prof. Dr. Nitza Katz-Bernstein
Selektiver Mutismus im Kindesalter - eine interdisziplinäre therapeutisch-pädagogische Aufgabe
Mehr auf die Interventionstechniken zielte der Vortrag über kreative Kindertherapie, Kurzzeittherapie ab, im selektiven Mutismus weitete sich das therapeutische Vorgehen in eine interdisziplinäre Aufgabe. Wir müssen uns gewahr sein, dass das Kind mit seinen Symptomen eine Vielzahl an unterschiedlichen Interventionen braucht und wie wichtig es ist, über den Tellerrand der gelernten Therapierichtungen zu schauen.
Prof. Dr. Alexander Trost
Menschwerdung als Beziehungswesen - (k)ein Wunder? Zur psychosozialen Entwicklung im frühen Kindesalter: Neurobiologie, frühe Interaktion, Bindung, Mentalisierung
Dipl-Päd. Rainer Nysten M.A. Psych. Sabine Tibud
Ludo ergo sum - Ich spiele, also bin ich...
Zurück zu den Anfängen? – eher: alles beginnt am Anfang, Grundlegende Erkenntnisse der Bindungsforschung sowohl beim Kind als auch bei den Professionen führen u.a. zu politischen Forderungen. Wie wir als Psychotherapeutinnen und Therapeuten uns gut ausbilden und in Selbsterfahrung den kindlichen Bedürfnissen und der kindlichen Ausdruckssprache „Spiel“ nähern, zeigten Frau Tibud und Herr Nysten.
Dr. phil. Gunther Hübner
Humor und Geschichten als Verwandlungskünstler - Heiterkeit und Freude in der KJP
Dr. Hans Hopf
Psychotherapien von Kindern und Jugendlichen - Rahmen, Behandlungstechniken und Beziehung
Am Ende dieser Woche verlassen wir Lindau mit Heiterkeit und nehmen die ernsten und mahnenden Worte von Hans Hopf mit!
(Auszug aus Abschlussvortrag Gabriele Meyer-Enders, Lindau, 14. Juni 2019)
In den Workshops wurde intensiv gearbeitet: haptisch, innerlich, intellektuell, emotional, nachdenklich, freudvoll, kritisch. Sowohl von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern als auch von den Referentinnen und Referenten gab es neben der Kritik an der launischen Klimaanlage hohes Lob für den Tagungsort, sowohl die Inselhalle als Veranstaltungsort als auch die Insel als Ort der kurzen Wege und heiteren Landschaftsstimmung.
Auch die geäußerten Kritikpunkte nehmen wir uns zu Herzen, und werden diese im nächsten Jahr berücksichtigen.
Gelobt wurden die überschaubare Gruppengröße von 6 – 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, ein besonderes Kennzeichen, das von allen Beteiligten genannt wurde und als sehr arbeitserleichternd aufgefasst wurde, war die homogene Struktur der Gruppe: „Wir sind alle Kinder- und Jugendlichentherapeuten und müssen uns nicht extra erklären!“
Die in Lindau stattgefundene Mitgliederversammlung hat die Ernennung von Dr. Hans Hopf zum Ehrenmitglied des Vereins bestätigt.
Es wird einige Änderungen in der Zusammensetzung des Planungsteams im nächsten Jahr geben, wir werden darüber informieren.
Das neue Programm für 2020 wird ab September auf dieser Seite veröffentlicht, per Newsletter informieren wir Sie ebenfalls.
An dieser Stelle gilt nun unser herzlicher Dank allen Mitwirkenden, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, den Referentinnen und Referenten, dem Team der Inselhalle und nicht zuletzt dem Planungsteam.
Ihnen wünschen wir einen schönen Sommer!
Gabriele Meyer-Enders
Dr. Rudolf H. Meyer
...für Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnen, Psychologische PsychotherapeutInnen, PädagogInnen, ÄrztInnen und therapeutisch tätige MitarbeiterInnen.
KIKT Akademie e.V.
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